Gedanken zum Thema Vorsätze und Zielsetzungen in der Partnerschaft: Es soll hier nicht um die Vorsätze gehen, die ich mir im April gesetzt (und vielleicht mal wieder nicht erreicht) habe oder welche Vorsätze für die Zukunft sinnvoll wären. Ich möchte stattdessen danach fragen, wie ich mir ein Ziel setzen kann, welche Ziele ich mir setzen kann und wie ich mit dem Scheitern umgehe.
Situationen, die viele von uns kennen: Müde vom ewigen Machtkampf, enttäuscht vom Partner oder der Partnerin und davon, dass er oder sie meine Enttäuschung nicht spürt. Kraftlos ziehe ich mich schließlich aus der Situation zurück, klage zaghaft nur noch in mich selbst hinein, habe keinen Mut mehr, fühle mich am Ende. Als hätte ich nie ein Ziel gehabt.
Wer dieses Gefühl aus Erfahrung kennt, möchte es nie wieder erleben.
Wieso das Fass plötzlich überläuft
Dabei ist der Anlass, der das Fass zum Überlaufen bringt, wirklich oft eine lächerliche Kleinigkeit: eine zerdrückte Zahnpastatube, herumliegende Socken, der letzte Teil vom Abwasch, den er oder sie jedes Mal stehen lässt … Das Bild vom überlaufenden Fass selbst ist schon sehr bezeichnend, zeigt es doch, dass viele viele Tropfen dem Überlaufen vorangegangen sind. Die habe ich alle gesammelt in meinem inneren Fass und nicht wieder losgelassen, sonst hätte der letzte Tropfen nicht so eine verheerende Wirkung haben können.
Wenn Sie das nicht wollen, weil Sie es nie wieder so weit kommen lassen möchten, müssen Sie vorher die richtigen Ziele setzen, die alle einzelnen kleinen Tropfen versickern lassen. Vorsätze, die dazu führen, dass so etwas Sie nicht aus der Ruhe bringt. Damit es kein Fass mehr gibt, das voll wird und überlaufen kann. Aber wie?
Warum Vorsätze nicht eingehalten werden
Vorab ein heißer Tipp zu Vorsätzen: Oft sind die Vorsätze so groß und mächtig, dass sie gar nicht einzuhalten sind. Dann führt das erste kleine Scheitern dazu, dass Sie aufgeben, weil es ohnehin keinen Zweck hat. Darum muss Ihr erster Vorsatz lauten: Auch ein Vorsatz kann mal gebrochen werden. Davon geht die Welt nicht unter und beim nächsten Mal klappt es sicher wieder. Anders gesagt: Wenn die Krone vom Kopf rutscht, kurz stehen bleiben, Krone wieder gerade rücken und weiterschreiten.Welche Vorsätze also können mir dabei helfen, dass mein inneres Fass sich nicht füllt, sondern die Tropfen lustig hineinplätschern und verdunsten? Oder besser noch: dass ich gar kein inneres Fass mehr habe, in dem unangenehme Dinge gesammelt werden, sondern aus dem Fass ein durchlässiger, grob geflochtener Korb wird, der Unangenehmes gleich wieder versickern lässt und nur die großen, schönen Merkmale und Erlebnisse festhält?
Socken-Situationen schnell überwinden
Ein Vorsatz könnte sein, den Ärger über – nennen wir sie einmal – Socken-Situationen schnell zu überwinden. Ich nehme die Situation wahr, buche sie unter „persönliche Merkmale meines Partners (beziehungsweise meiner Partnerin)“, und überwinde sie schnell, weil sie ja sein oder ihr Problem ist. Die Socken kann ich buchstäblich links liegen lassen – wie peinlich, wenn unangemeldeter Besuch kommt, aber peinlich für sie oder ihn. nicht für mich. Ich benutze fortan meine eigene Zahnpasta und ignoriere das eklig ausgequetschte Ding in seinem oder ihrem Zahnbecher usw.
Mehr noch: „Störende“ Eigenschaften nehme ich an, statt sie als Unarten zu kennzeichnen und mich zu ärgern. Ich bin offen dafür, auch wenn sie nicht unbedingt in mein Weltbild passen. Das große Ziel dahinter lautet: Ich bin auf keinen Fall Sklave oder Sklavin meiner Gefühle.
Den Kopf freimachen und alte Pfade verlassen
Schnell und einfach kommen wir zu weiteren sinnvollen Zielen, die mir helfen, dass mein Fass nicht überläuft.
Ich packe ungeliebte Arbeiten zielorientiert und zügig an und belohne mich anschließend dafür. Beispiel Steuererklärung: Wie lange schiebe ich die schon vor mir her und finde immer andere Gründe, sie weiter zu schieben? Dabei liegt die Belohnung schon darin, dass sie 1. erledigt und mein Kopf für den Rest des Jahres frei davon ist und 2. die Steuerrückzahlung winkt, mit der ich mir etwas Schönes kaufen oder einen lang ersehnten Ausflug unternehmen kann. (85 Prozent der Deutschen bekommen Geld aus der Staatskasse zurück, die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, dass Sie dazu gehören.)
Ich lerne aus schwierigen Situationen der Vergangenheit und nutze sie für die Gegenwart und Zukunft. Statt jedes Mal wieder in das gleiche Muster zu verfallen und dem falschen Glauben anzuhängen, mehr Anstrengung würde dieses Mal ein anderes Ergebnis bringen, gehe ich bewusst einen anderen Weg, wende eine andere Strategie an.
Opferrolle und Veränderung
Ich versuche zu vermeiden, in eine Opferrolle zu geraten. In der Opferrolle würde ich mich bemitleiden, wüsste keinen Ausweg, hätte keinen Mut, mich zu wehren. Ich bin kein Opfer, denn ich kann den Schauplatz jederzeit verlassen. Statt mich als Opfer zu fühlen, suche ich neue Wege, aus unerträglichen Situationen herauszukommen beziehungsweise sie erst gar nicht entstehen zu lassen.
Daraus ergibt sich schon das nächste Ziel: Ich glaube an mich, dass ich Dinge verändern kann. In diesem Glauben bestärkt mich die Erfahrung, dass es mir immer häufiger gelingt, die Opferrolle zu vermeiden und neue Wege auszuprobieren. Je öfter ich Erfolgserlebnisse habe, desto überzeugter wird mein Glaube an mich selbst.
Bewegen und helfen
Ich bewege mich aber auch in die andere Richtung: Ein weiteres Ziel ist,bereit zu sein, meine Denkweisen und Handlungen zu hinterfragen. Wenn ich mich in die eine oder andere Richtung bewege, wird mein Partner oder meine Partnerin sich ebenfalls bewegen. Sie oder er kann gar nicht anders, denn wir sind beide Teil eines Systems, dessen Rädchen ineinander greifen und dessen Gleichgewicht von uns beiden ausbalanciert wird.
Wenn ich das begriffen habe, kann ich das nächste Ziel verinnerlichen: Ich bin hilfsbereit und kann auch selbst um Hilfe bitten, wenn ich welche brauche. Wir sind einfach stärker und glücklicher, wenn wir nicht nur für unser Wohlergehen sorgen, sondern gerne dem anderen die Hand reichen, damit er besser aufstehen oder weiter springen kann. Und wir fühlen uns besser, wenn wir nicht alles alleine regeln wollen, sondern bei Bedarf Hilfe annehmen können.
Vom Scheitern und Aufgeben
Das alles sind Ziele, die zu verfolgen unsere Zufriedenheit und unsere Lebensqualität sehr steigern kann. Ich bin zielorientiert, um glücklicher zu werden – ich kann aber ein Ziel aufgeben, wenn ich merke, es geht nicht weiter, es bringt nichts, ich gerate in eine Sackgasse. Ein Ziel aufzugeben ist ein kleines Scheitern, aber ich bin jetzt so weit gefestigt, dass ich einen Rückschlag einstecken kann.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gute Ziele und viel Glück und Erfolg dabei, sie zu verfolgen!